Leserbrief an die SZ

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion,

den etwas kargen Nachruf auf Ingrid Zimmermann habe ich mit Erstaunen und großer Enttäuschung gelesen. Frau Zimmermann war auf dem Kunstsektor jahrzehntelang das Aushängeschild für journalistische Qualität in Ihrer Redaktion!

Sie auf ein Analysieren der Bilder und der Leidenschaft für Hund und Pferd zu reduzieren, wird ihrer Persönlichkeit nicht gerecht und ist ihrer so nicht würdig. Sie hat sich als Journalistin nicht auf das Beschreiben von Bildern und deren Analyse beschränkt, sondern hatte die Gabe und die Fähigkeit , hinter die Dinge zu blicken, das Unsichtbare in den Bildern sichtbar zu machen. Mit ihrem offenen Geist und ihrem Wissen aus Kunst, Philosophie, Literatur und Religion hat sie mit leidenschaftlicher Verve versucht, die Zusammenhänge zu schaffen. Dabei ging es ihr immer um das große höhere „Ganze“, nicht um irgendwelches Reproduzieren von irgendwelchen Bildbeschreibungen von Künstlern. Ingrid Zimmermann hat tief reflektiert.

Sie hat u.a. wunderschöne fast mysthische Tiergeschichten geschrieben (leider nicht mehr veröffentlicht, auch ein Buch über „letzte Bilder“ kam nicht mehr zur Vollendung.)

Leider ist diese journalistische Wissenskultur am Aussterben, zumindest in der Provinz – das schmerzt. Beide werden fehlen.

 

Gerda Slanina

Malerin und Kunsttherapeutin, langjährige Weggefährtin